Sven Hilscher von Wakeszene.de im Interview PDF 
Geschrieben von: Patrick Prill   
Montag, 07. Mai 2007 um 09:48 Uhr

Hi Sven! Danke erstmal dass du uns Rede und Antwort stehen möchtest, nachdem ihr bekannt gegeben habt, dass Wakeszene.de nicht mehr sein wird.

Eine Kleinigkeit vorneweg, die wohl bisher nicht so deutlich zu erkennen war: es war meine Entscheidung, nachdem sich Manuel schon zurückgezogen hatte. Als klar war, dass er dieses Jahr wieder operiert werden muss und nicht mehr boarden kann, hab ich ihn schon ein paar Wochen gedrängt, sich zu entscheiden, ob er sich weiter für das Projekt engagiert oder nicht. Er hat die Brücke verlassen. Somit blieb dann mir diese Entscheidung.

 

ImageWie lange habt ihr jetzt Wakeszene.de gemacht, wie hat es angefangen und wie ist die Idee entstanden ein Online Magazin zu gründen?

Ich schildere das mal aus meiner Sicht. Ab 1992 war ich ein paar Jahre recht oft am Cable – damals noch mit einem Trickski. 1996 habe ich in Florida erstmals Wakeboarder gesehen und es auch selbst ausprobiert – mit irgendeinem directional Board, aber es war definitiv kein Skurfer mehr. Zu der Zeit war ich übrigens noch der Meinung, Wakeboarden wäre an der Seilbahn unmöglich. Dann kamen ein paar Jahre, in denen ich ganz selten am See war. Im Spätsommer 2002 habe ich dann Manuel gesehen, der als einziger dort ein paar Inverts konnte.

Ich war sehr erstaunt, dass man das nun auch an der Seilbahn kann und es faszinierte mich. Im Jahr danach habe ich mich neu ausgestattet und bin wieder viel aufs Wasser gegangen. Manuel und seine Gang hatten eine Website unter dem Namen Wakeboard-Team.com, die er größtenteils pflegte und ich bot mich an, ihm dabei zu helfen und ein paar Dinge etwas professioneller zu machen, zum Beispiel ein CMS zu verwenden.

2003 haben wir dann noch zusammen an dieser Seite gearbeitet. Im Winter 2003/04 entstand dann die Idee, doch etwas ambitionierter ranzugehen und Inhalte zu bringen, die die ganze deutschsprachige Szene interessieren könnten. Er überredete mich ab 2004 mit zu Contests zu fahren und der erste war der ECWT-Start in Kroatien. Wir fotografierten, schrieben und ab da war es wohl ein „richtiges Magazin“.

 

Warum der Name Wakeszene? Gibt es hierzu vielleicht eine Geschichte?

Das war Manuels Idee und wie ich finde eine ganz gute. Der Name passt doch!

 

Was sind deine schönsten Erlebnisse?

Oh da gibt es viele schöne Erinnerungen. Alle drei ECWT-Starts in Kroatien seit 2004 hatten immer etwas ganz Besonderes – Ende Mai - in Deutschland war noch kalter Frühling und wir konnten bei Sommertemperaturen auf dem warmen Meerwasser boarden. Dann alle Contests in Leipzig – dort fühlt man sich immer wieder wie bei sehr guten Freunden. Auch die Obstacles dort sind Klasse. Die LA-Challenge 2005 war sehr beeindruckend. Dann waren da diese drei extrem fetten Events in Feldkirchen (EM 2004, One WB Open 2005, WM 2006) – also davon werde ich meinen Enkeln noch erzählen. Vielleicht nicht grad schön, aber sehr interessant – der erste „Streik“ von Wakeboardern in Mailand 2005. Und ganz toll für mich der einzige Boots-Event, den ich je besucht habe – das Chill & Ride 2006 – einfach nur geil! Manuels 6. Platz beim ECWT-Stop in Leipzig 2005 war wohl für uns beide was ganz Besonderes.

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Was waren eure schlimmsten Erlebnisse?

Verletzungen – die daraus resultierenden Rückschläge. 2004 verdrehte ich mir in Mailand Knie und Knöchel und bin dann die ganze Saison nur noch mit Schmerzmitteln gefahren. 2005 zerrte ich mir bei den One WB Open in Feldkirchen die über den Rippen liegenden Bauchmuskeln ziemlich heftig. Die Schmerzen waren so stark, dass ich dachte, ich hätte mir die Rippen gebrochen. Dazu kamen ein paar extrem fiese Insektenstiche, die meine Waden so anschwellen ließen, dass ich kaum noch laufen konnte. Wir mussten zurück nach Hause, obwohl wir eigentlich danach weiter zur WM in Ungarn wollten. Kurz danach zerschoss sich Manuel das Knie. Die Saison war gelaufen.

Ich weiß nicht, ob es auch unter Verletzungen fällt – ECWT Krk 2005 – da hatte Manuel nach dem ersten Trainingstag vermutlich einen Sonnenstich gepaart mit einer kleinen Hopfenteeallergie und kotzte sich die ganze Nacht die Seele aus dem Leib – Morgens wollte er, dass wir abreisen. Ich hab ihm das mit Mühe und Not ausgeredet und er ging sogar noch im Contest an den Start. An das knapp verpasste Finale darf ich ihn sicher nicht erinnern.

 

Erst hat Wakeboard1.de gesagt sie werden die Berichterstattung einstellen und sind nach einem Jahr wieder zurück! Gibt es vielleicht auch ein Comeback von Wakeszene.de?

Never say never – ich weiß es nicht. Momentan bin ich sehr überrascht von den Reaktionen, die ich auf den „Rückzug“ bekomme. Vielleicht sollte ich es mir noch mal überlegen. Der Hauptgrund für dieses Ende ist sicher auch, dass eine Menge Leute eine Menge Erwartungen haben – unter anderem, dass man zu jedem Event da ist und immer was schreibt. Mir war klar, dass ich das nicht erfüllen kann und ich wollte diese Erwartungen nicht erneut schüren. Wenn ich mich davon freimachen kann, ist sicher auch wieder Elan da, Berichte zu schreiben – entweder für andere oder für ein eigenes Projekt.

 

Was war euer eigener Anspruch an WakeSzene.de?

Ganz einfach, wir wollten es etwas besser machen, als jene, die wirklich kaum Ahnung von diesem Sport haben und einfach nur Pressemitteilungen oder die Platzierungen veröffentlichen. Und wenn sie dann mal doch einen eigenen Bericht abliefern, wimmelt es nur so von blamablen Fehlern: falsche Namen, Tricks und Fakten - wer soll denn so etwas ernst nehmen? Niemand ist perfekt, ich schreib auch nicht alles richtig und ich erkenne auch nicht jeden Trick, aber ich hoffe, dass wir unseren Lesern nie so einen Müll zugemutet haben.

 

ImageFahrt ihr dieses Jahr selber auch noch den ein oder anderen Contest oder braucht ihr erstmal eine komplette Pause vom Wakeboarden?

Manuel muss weiter pausieren. Ich bin nach wie vor sehr von diesem Sport begeistert. Auch wenn ich weiß, dass ich als Rider nie die große Show reißen werde, habe ich doch Spaß daran Contests zu fahren. Man sieht geile Runs, viele verschiedene Styles. Man trifft eine Menge interessanter Leute. Oft gibt es gute Partys. Also ich werde so oft es geht dabei sein!

 

 

 

Was wird mit Wakeszene.de jetzt geschehen? Bleibt die Seite wie sie ist und man hat weiter Zugriff auf den Content? Oder nehmt ihr die Seite aus dem Netz?

Die Seiten bleiben am Netz – soviel steht fest. Dafür ist einfach zuviel interessanter Content dabei. Wir haben schon finanzielle Angebote bekommen, aber die waren alle nicht so interessant, dass ein Verkauf ernsthaft in Betracht kam.

 

 

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Keep on riding! Und falls es mal in Europa einen Veterans-Klasse (Wakeboarder ab 40) geben sollte, dann würde ich mir auch mal ein Platz auf einem Treppchen wünschen.Wenn ich dann irgendwann meine Knochen gar nicht mehr bewegen kann, werde ich den Sport sicher an den Nagel hängen und stärker meiner Leidenschaft als Musiker nachgehen, da kann man auch mit 66 noch eine heiße Show abliefern.

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Gibt es jemandem dem du besonders Danken möchtest?

Da besteht leider immer die Gefahr, dass man einen vergisst. Deshalb sollte man es vielleicht lieber lassen. Aber ich kann´s ja mal versuchen. Ich hoffe, alle die nicht genannt werden, halten mich trotzdem nicht für undankbar. Ich danke besonders Varna aus Kroatien, Jan und Svenner aus Leipzig, Stefan, Michi und Fetzy aus Österreich, Eva Koch, Mari Sandner, Muhl Watersports, Elvir Osmankovic, Markus Czorlich, Aaron Armborst, Christian Mauritz, Flow Meeh, Ralf Hala, Daniel Deak Bardos, Stefan Heinemann, den Sponsoren von WakeSzene.de und natürlich meiner Frau, die zum Glück genauso süchtig danach ist, auf diesem verdammten Board zu stehen, wie ich.

 

Willst du noch etwas Persönliches loswerden?

Ja, noch einen besonderen Dank an Manuel, dass er es mit mir Meckerkopp, Erbsenzähler und Besserwisser so lange ausgehalten hat. Wir sind schon sehr verschieden und haben vermutlich beide oft gelitten. Aber wir hatten auch eine Menge Spaß zusammen und haben offensichtlich auch etwas erreicht. Und dann natürlich noch alles Gute für dich und dein Mag und Danke für dein Interesse.

 

 

Sven, vielen dank für das Interview! Wir wünschen dir, deiner Frau und deiner kleinen Tochter alles gute für die Zukunft und freuen uns natürlich, wenn wir bald auch Sportlich noch einiges über dich verfassen dürfen!

Keep on Riding...

 

 

 

 

 

 
 
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