Wer sonst außer Flo Meeh, Chiefjudge auf allen großen Contest, würde sich besser eignen diese Zeilen zu schreiben? Genau, Keiner! Also checkt seine Tippswie auf was die Judges achten und wie ihr eventuell noch ein paar mehr Punkte aus eurem Run zaubern könnt! Dass Wakeboarden zur Familie des Boardsports gehört, ist wohl kein Geheimnis. Wie bei jedem anderen Brettsport auch wird beim Wakeboarden subjektiv bewertet bzw. gejudged. Subjektiv bedeutet, die Judges vergeben Punkte nach verschiedenen Kriterien und nicht nach einem bestimmten Punkteschema für jeden Trick. So sind die Kriterien bei der World Wakeboard Association (WWA) auf Obstacles, Flattricks (Inverted Tricks) und Composition festgelegt. Die Judges vergleichen dabei immer nur Rider aus einem Heat, wobei die Punkte nur als ein Hilfsmittel zur Platzierung des Riders dienen. Sie stehen also weder im Verhältnis zu den anderen Ridern noch zu einem anderen Heat! Was zählt, ist die Platzierung bzw. Reihenfolge! Um am Ende alle Rider eines Heats und alle Tricks vergleichen zu können, werden alle gezeigten Tricks im Run mit Hilfe von Shortcuts und Bewertungskommentaren aufgeschrieben. Am Schluss hat jeder der drei Judges z.B. insgesamt 11 Tricks pro Fahrer (im Schnitt 8 Rider pro Heat) also rund 90 Tricks zum vergleichen auf seinem Sheet. Das ist natürlich eine ganze Menge und für den Zuschauer oder auch Rider unmöglich nachvollziehbar. Keiner kann sich jeden Trick mit dem individuellen Style merken. Schon gar nicht, wenn man selbst Rider eines Heats ist! Ich konnte mich zum Beispiel auf keinem Contest selbst einschätzen, denn ich gefahren bin, obwohl ich sehr viel Judgeerfahrung hatte. Daher sind Proteste von Fahrern oder Zuschauern meist ein Ausdruck von Enttäuschung oder persönlich gefärbten Interesse. Was ist Style? Jede der drei Judgekriterien hat mit Style zu tun. Style bedeutet für die Judges z.B.:
- Ausführung der Tricks (Höhe, Grab, Handlepass...)
Dass Style eng mit den gezeigten Tricks zusammenhängt steht außer Frage. Persönlich hat jeder Judge natürlich seine Favourite Tricks, weshalb auch drei Judges auf der Bank sitzen. Trotzdem einige grundlegende Richtlinien für den Contest Run: - Die „goldene Regel“ lautet „Quality counts more than quantity!“
- Spins: Eine BS 360° ist niemals die selbe BS 360°! Es gibt immer Unterschiede!
- Landung: Eine Arschbombe bei der Landung hat nichts mit einem sauberen Trick zu tun! Auch wenn der Trick noch so schwer war.
- Kicker: Der Kicker eröffnet die Möglichkeit, Tricks zu zeigen, die so mit dem Zug der Seilbahn nicht (oder nur sehr schwer) machbar sind. Ungrabbed Tantrums und Scare Crows werden von jedem hohem und sauberem Grab geschlagen, da ein Grab viel mehr Kontrolle verlangt! Grundsätzlich sind Spins und Grabs ein guter Tip für vile Punkte auf dem Kicker!
- Rails oder Boxen: Ein absolutes NO GO sind Spins auf dem Rail bzw Box. Der Weg auf das Rail bzw. runter vom Rail z.B. mit einer Rotation ist in Ordnung. Während des Slides soll Kontrolle gezeigt werden, sprich ein Tailpress z.B. komplett bis zum Ende. Ballett ähnliche Drehungen haben nichts mit Style oder Kontrolle zu tun und werden auch in keinem anderen Boardsport gezeigt oder hoch bewertet.
- Composition: Wurde der Kurs komplett genutzt? Waren die Tricks abwechslungsreich?
- Inverted Tricks: Allein die Variation Toeside/ Backside oder Switch lassen schon viele unterschiedliche Tricks zu. Wichtig hierbei: Tricks aus verschiedenen Invertedfamilien wie z.B. Raley-, Front Flip-, Backroll- Variationen in Kombination mit Grabs zeigen.
Diese Stichpunkte haben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Sie sollen nur einen Eindruck über das Wakeboarden im Contest geben und auf was die Judges unter anderem achten. Wer also im nächsten Contest vier verschiedene Raleys und eine 720° über die Box dreht und sich wundert weshalb er nicht im Finale ist, hat die Stichpunkte entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Peace out! Text und Bilder: flomeeh.de |